Das fragen sich die Leute, die an dem ehemaligen Hotel Hollmann mitten in Bergneustadt vorbei kommen, in dem die Sozialstiftung Oberberg beheimatet ist. An deren Fassade wird kräftig renoviert und an einem Fenster ist groß der Spruch zu lesen: „Es geht kein Mensch über diese Erde, den Gott nicht liebt“. Die Verbesserung der Außenansicht, die im Rahmen des Hof- und Fassadenprogrammes von der Stadt Bergneustadt gefördert wird, ist nur das äußerlich Sichtbare. Viel wichtiger ist, was in der Sozialstiftung passiert und wie dadurch Menschen geholfen wird.
DIE TAFEL und das Tafel-Café
Das Aushängeschild der Sozialstiftung Oberberg ist DIE TAFEL und das damit verbundene Tafel-Café. Woche für Woche kommen weit mehr als 100 bedürftige Menschen zur Tafel, um Lebensmittel zu bekommen. Weil wir es nicht mit ansehen konnten, dass diese bei jedem Wetter im Freien warten mussten bis sie bedient wurden, haben wir Anfang 2022 quasi als Wartesaal das Tafel-Café eröffnet. Ein Team von freiwilligen Mitarbeitern erwartet die Gäste und bedient sie freundlich. Weil die Gäste jede Woche wiederkommen, lernen wir sie gut kennen und erfahren in den Gesprächen mehr über ihre Lebenssituation. Dabei wird schnell klar, dass sie weit mehr brauchen als etwas zu essen. Deshalb ist das Tafel-Café der Einstieg für weitere Hilfsangebote.
Die Gratis-Hilfe-Pinnwand
Im Tafel-Café gibt es eine Pinnwand, an der einerseits die Bedürfnisse und andererseits Angebote zur Unterstützung veröffentlicht werden. Während der Corona-Zeit boten unsere Mitarbeiter Hilfe an für Menschen, die in Quarantäne waren. Das Hilfsangebot hat sich durch die Situation der Geflüchteten aus der Ukraine und aus anderen Ländern erweitert. Es wurden unterem anderem Kleidung, Möbel und Haushaltsgegenstände gesucht und vermittelt. Vielen konnten wir helfen, eine Wohnung zu finden und diese bewohnbar einzurichten.
Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen
Schnell wurde deutlich, dass Menschen mit wenig Deutschkenntnissen Hilfe brauchen beim Ausfüllen von Anträgen und um Briefe von Behörden, Stromanbietern und anderen zu verstehen. Viele kommen mit solchen Anliegen ins Tafel-Café und bitten um Unterstützung. Wir sind dankbar, dass einige unserer Mitarbeiter aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit als Sozialbetreuer und Case-Manager in Zusammenarbeit mit der Stadt Bergneustadt und dem Oberbergischen Kreis professionell helfen können.
Deutschunterricht
Als Hilfe zur Selbsthilfe verstehen wir den Sprachunterricht für Ausländer, der seit der Flüchtlingskrise 2015/16 kontinuierlich gegeben wird. Durch die vielen Ukrainer war dieses im letzten Jahr besonders nötig. Freiwillige Sprachhelfer konnten in dieser Zeit über 200 Unterrichtsstunden geben. Auch jetzt kommen Migranten vor allem aus Afghanistan und Syrien zum Deutschunterricht. Damit die Lernenden einen offiziellen Abschluss machen können, vermitteln wir sie an die Volkshochschule an Sprachschulen weiter.
Der Ankommenstreffpunkt „Zweite Heimat“
Wir sind froh, dass wir Menschen mit Migrationshintergrund weitere Angebote bieten können, um in Deutschland anzukommen. Dafür setzen sich die Mitarbeiter in dem Treffen „Zweite Heimat“ ein. Dort gibt es die Gelegenheit in gemütlicher Runde Deutsch zu üben und die deutsche Kultur besser kennenzulernen. Simone und Matthias Junge, die Leiter dieser Treffen, greifen in der Regel einen aktuellen Anlass auf, um darüber z.B. anhand eines Arbeitsblattes oder eines Films ins Gespräch zu kommen. Feiertage, Jahreszeiten, familiäre oder berufliche Ereignisse eignen sich dazu sehr gut.
Das Frauencafé
Das internationale Frauencafé, das mittlerweile seit 12 Jahren besteht, ist ein Treffpunkt für Frauen aus allen Kulturen. Sie treffen sich in den schön gestalteten Räumen in der oberen Etage der Sozialstiftung und wenn möglich bei warmem Wetter auf der Terrasse. Sie bringen selbstgebackenen Kuchen oder ähnliches mit und haben eine gute Zeit zusammen beim gemütlichen Kaffeeklatsch.
Viele der Frauen bringen ihre Kinder mit, die dann von Mitarbeiterinnen (u.a. Studentinnen, die sich neben ihrem Studium dafür engagieren) betreut werden. Dafür wurde neben dem Frauencafé ein Spielzimmer eingerichtet und auch die Spielwiese steht dafür zur Verfügung.
Nachhilfeunterricht für Kinder mit deren Eltern
Auf der Pinnwand steht dann auch immer wieder „Nachhilfeunterricht für die Kinder, die neben dem Unterricht in der Schule erst einmal Deutsch lernen müssen“. Ehrenamtliche Lernhelferinnen geben diesen Kindern Woche für Woche Nachhilfeunterricht. Auch die Eltern werden mit dazu eingeladen, damit auch sie verstehen, was die Kinder lernen und wie sie diese auch zuhause dabei unterstützen können.
Kursangebote zur Lebensbewältigung
Um den Besuchern im Tafel-Café bei der Lebensbewältigung zu helfen, möchten wir Kurse anbieten, die sie dabei unterstützen. Das „Endlich-leben“- 12-Schritte-Programm ist ein Kursangebot für alle, die feststellen, dass sie Gewohnheiten verändern müssen, um ihr Leben besser in den Griff zu bekommen.
Für mehr Sicherheit in der Erziehung und weniger Stress im Alltag bietet die lizensierte STEP-Trainerin Cornelia Reimer den „STEP Elternkurs“ an. Hier erfahren Eltern (oder Großeltern) in einem 10-wöchigen Kurs alles Nötige, um ihre (Enkel-)Kinder besser verstehen und zum Leben anleiten zu können. Jede Woche wird dabei etwas anderes erfolgreich umgesetzt.
In dem „Storytelling-Gesprächskreis“ beschäftigen sich die Teilnehmer mit ihrer eigenen Lebensgeschichte und auch biblischen Erlebnissen und können erfahren, wie diese zu lebensverändernden Ereignissen werden. Voraussetzung zum Beginn dieser Kurse ist, dass sich mindestens fünf Interessenten jeweils dazu anmelden.
Psychologische Beratung
Für Einzelberatung, Ehepaare und Familien gibt es in der Sozialstiftung Oberberg die Beratungsstelle „Life in Balance“. Die psychologische Beraterin Anna Gossen ist Mitarbeiterin vom Weißen Kreuz hat u.a. die Lizenz für Trauma-Beratung und Familienaufstellung. Sie spricht fließend Deutsch, Englisch und Russisch. Dadurch ist sie in der Lage, geflüchteten Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern zu helfen, die traumatische Erlebnisse zu bewältigen haben.
Externe Nutzung der Räume
Immer wieder werden wir gefragt, ob die zweckdienlichen Räume der Sozialstiftung auch von Privatpersonen und anderen Organisationen für Besprechungen, Seminare, Gesprächskreise oder Feiern genutzt werden können. Sofern es der Belegungsplan erlaubt, stellen wir diese auch für externe Veranstaltungen zur Verfügung.
Wohnung für eine Wohngemeinschaft
Im Dachgeschoss unseres Hauses befindet sich eine 100 qm große Wohnung mit vier Zimmern, Küche und Bad. Diese vermieten wir vorzugsweise an Wohngemeinschaften. Ab September 2023 suchen wir Nachmieter.
Wer trägt die Kosten?
Die Finanzierung der Sozialstiftung steht auf drei Säulen: Die erste Säule sind Vermietungen und Einnahmen durch Raumnutzung. Die zweite Säule sind Förderungen durch Einrichtungen, wie der Stadt Bergneustadt, dem Oberbergischen Kreis und dem Land NRW oder kirchliche Gemeinden. Die dritte und wichtigste Säule der Finanzierung sind die Spenden von Privatpersonen. Deshalb sind wir von Herzen dankbar für Freunde und Unterstützer. Wir sind dankbar, dass es durch die Zuwendungen möglich ist, die Kosten zu decken, auch wenn es meistens knapp ist. Jede einzelne Spende hilft, bedürftigen Menschen und ausländischen Mitbürgern unserer Stadt zu helfen, ihr Leben zu meistern. Danke, wenn ihr euch daran beteiligt!
Mitarbeiter gesucht
Noch wichtiger als die Finanzen sind für uns die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die sich in der Sozialstiftung engagieren. Sie tragen in besonderer Weise dazu bei, dass Menschen geholfen wird. Weil manche Projekte durch Mitarbeitermangel limitiert sind, sind wir ständig auf der Suche nach weiteren Menschen, die ein Herz und ein wenig Zeit für ihre hilfsbedürftigen Mitbürger haben. Mit anderen Worten: Wir suchen und fragen Dich, ob Du Dir vorstellen kannst, Dich in der Sozialstiftung zu engagieren. Um die Arbeit kennenzulernen, kann man gerne auch einfach mal reinschnuppern. Wir freuen uns darauf, Dich kennenzulernen!
Veränderungen im Vorstand
Auch im Vorstand gab es Veränderungen. Arne König und Thorsten Klein sind wegen beruflicher Überlastung aus dem Vorstand ausgeschieden. Wir danken ihnen herzlich für ihre langjährige ehrenamtliche Mitarbeit. Im Vorstand sind nun Simone und Matthias Junge, Reinhard Lorenz und Eva Vaszics. Um das Leitungsgremium dieser christlich-sozialen Einrichtung zu verstärken halten wir Ausschau nach kompetenten Personen, die bereit sind, dieses Anliegen verantwortlich mitzutragen. Wünschenswert wäre es, wenn dadurch auch die Zusammenarbeit mit den Kirchgemeinden unserer Stadt gefördert würde.
Mit herzlichen Grüßen
vom Vorstand der Sozialstiftung Oberberg